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Familie

Psychologe: Eltern sollten Ansprüche in Corona-Krise senken

istockphoto, SneksyMutter und Kind im GesprächWarum? Kinder stellen oft die entscheidenden Fragen

Unstimmigkeiten über den Umgang mit den Kindern in der Corona-Krise sind für zahlreiche Paare zu einer schweren Belastungsprobe geworden. Psychologen warnen vor zu hohen Ansprüchen der Eltern an sich selbst und an ihre Kinder.

Von Karsten Packeiser

Viele Beziehungen hätten unter Streitigkeiten über Zuständigkeiten und Pflichten bei der Kinderbetreuung gelitten, sagte der Leiter der Evangelischen psychologischen Beratungsstelle in Mainz, Olaf Jacobsen-Vollmer, dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Wir haben gerade unglaublich viele Anfragen zu Paar-Konflikten.” Zur zweiten Welle warnen die Psychologen der kirchlichen Beratungsstelle vor zu hohen Ansprüchen der Eltern an sich selbst und an ihre Kinder.

 

Eltern reagieren zum Teil „überautoritär”

Mit der Arbeit im Home-Office, Haushaltsführung und der Betreuung der Kinder hätten sich viele Eltern überfordert gefühlt, sagte der Psychologe Jacobsen-Vollmer. Diese Rückmeldung komme auch aus kirchlichen Kindergärten, deren Mitarbeiter ebenfalls den Austausch mit der Mainzer Beratungsstelle suchen. Dort sei aufgefallen, dass in den Monaten der Notbetreuung viele Eltern übermäßig ruppig aufgetreten und mit ihren Kindern „überautoritär” umgegangen seien.

Der wichtigste Rat laute daher, die eigenen Ansprüche auf ein realistisches Niveau herunterzuschrauben: „Wenn ich so viele Aufgaben habe, bleibt einfach das eine oder andere liegen.”

 

Auch Angenehmes sollte im Tagesablauf vorkommen

Auch beim Umgang mit elektronischen Geräten sei in der Pandemie-Situation eine gewisse Gelassenheit gefragt. In Familien sollten dennoch Regeln gelten, falls es nach den Sommerferien erneut zur Schließung von Schulen komme. Wenn Kinder den gesamten Tag im Schlafanzug vor dem Fernseher hockten, müssten Eltern Vorgaben machen. So sollte klar sein, wann die Familienmitglieder aufstehen und zu welchen Zeiten Kinder ihre Hausaufgaben machen. „Wichtig ist, dass die Tagesstruktur nicht bloß aus einer Liste von Pflichten zum Abhaken besteht”, sagte Jacobsen-Vollmer. Auch angenehme Beschäftigungen dürften im Alltag der Kinder nicht zu kurz kommen. Gemeinsame Mahlzeiten könnten den Zusammenhalt stärken.

Ein wichtiges Thema in der Beratungsstelle der evangelischen Kirche in Mainz ist derzeit auch die Situation getrennt lebender Eltern mit gemeinsamen Kindern. „Was wir häufig erleben, sind unterschiedlich starke Ängste vor dem Virus", berichtete Jacobsen-Vollmers Kollege Jonas Schlechtriemen. So gebe es häufig Konflikte, weil ein Elternteil seine sozialen Kontakte noch stark einschränke, das andere aber schon wieder ein weitgehend normales Leben führe. Auch darüber, ob Zeiten mit geschlossenen Schulen beim Umgangsrecht wie Ferien betrachtet werden sollten, werde zwischen getrennt lebenden Eltern gestritten.

 

Auch Kinder und Jugendliche haben unter dem Lockdown gelitten

Die Mainzer Psychologen widersprachen der Vermutung, Kinder und Jugendliche hätten unter der Einschränkung des öffentlichen Lebens weniger gelitten als Erwachsene. Die Vorstellung, virtuelle Kontakte mit dem Smartphone seien für die meisten gleichwertig, stimme nicht.

Aus den Gesprächen mit Eltern werde deutlich, wie wichtig die Kinder es fanden, ihre Freunde wieder zu treffen. Nach der Wiederöffnung von Schulen und Kindergärten seien die meisten wieder ausgeglichener geworden, und es habe weniger Wutausbrüche gegeben, berichtete Schlechtriemen.

 

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