Ev. Dekanat an der Dill

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Ev. Margarethenkirche Ewersbach

Die evangelische Margarethenkirche in Ewersbach ist in frühromanischer Zeit (10. Jahrhundert) erbaut worden. Die Hallenkirche mit dem spätgotischen Kreuzrippengewölbe hat ihr heutiges Aussehen etwa um 1500 bekommen. Aus dieser Zeit stammt auch die Sandsteinkanzel und die freigelegten romanischen Fenster mit Leibungsmalerei.

 

Erste urkundliche Erwähnungen finden sich im 13. Jahrhundert: „1264 ein Stift bei der hiesigen Kirche errichtet“, schrieb Pfarrer Dapping in das Kirchenbuch zu Berg-Ebersbach. Bei dem Stift handelte es sich um ein Stift der „Kalands-Brüderschaft“, das vor der Reformationszeit existierte.

Gebäude war romanischen Ursprungs

Auch aufgrund von Funden bei Umbauarbeiten kann man heute davon ausgehen, dass die ursprüngliche Kirche im 11. oder 12. Jahrhundert erbaut wurde. In mehreren Bauabschnitten erhielt die Kirche ihr heutiges Aussehen, das verschiedene Baustile in sich vereint. Zum ersten - dem romanischen  Bau - gehören hauptsächlich die nördliche und die südliche Seitenschiffwand, die niedriger und kürzer als heute waren. Erkennbar ist dies heute noch an den vermauerten, typisch romanischen Fenstern, ährenförmig gemauerten Bauabschnitten sowie romanischen Malereien. Diese und noch vorhandene Holzteile des alten Fensterstocks lassen eine zeitliche Ein-gliederung vom frühen 9. bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zu. Der Zugang zu dieser ersten Kirche erfolgte durch das heute vermauerte, rundbogige Portal an der Südseite. Das Bauwerk wurde nach Osten durch einen rechteckigen Chor abgeschlossen.

Erweiterung Anfang des 13. Jahrhunderts

Ende des 12. / Anfang des 13. Jahrhunderts wird die erste Kirche umfassend erweitert. Der größte Teil der Westmauer wird abgebrochen und ein mächtiger Westturm mit einem Spitzdach entsteht. Das Kirchenschiff wird erhöht und nach Osten erweitert.

Der innere Triumphbogen wird errichtet und an ihn schließt sich ein breiter Vorchor mit halbkreisförmiger Apside an. In dieser Zeit war es Sitte, Änderungen an Kirchen durch Weihekreuze im Putz der Wände zu dokumentieren. Diese Kreuze sind bis heute erhalten geblieben.

Etwas später wird die Apside abgebrochen und ein neuer Chorschluss entsteht. In der Zeit um 1500, gegen Ende des Mittelalters, beginnt eine neue Bauepoche. Man beseitigt die flache Holzbalkendecke des Schiffs und ersetzt sie durch Kreuzgratgewölbe, die im Mittelschiff von vier Säulen getragen werden und den Kirchenraum in drei gleichhohe Schiffe teilt.

Von der wohl reichhaltigen Ausstattung der Kirche ist nur die Sandsteinkanzel erhalten, die ein gutes Beispiel für die spätgotische Bildhauerkunst darstellt.

Zur Reformation erhält Kirche Emporen

Mit der Reformation, der religiösen Erneuerung im späten 16. Jahrhundert, wurden mehr Sitzplätze in der Kirche benötigt. So wurden in den Jahren 1617/1618 zweigeschossige Emporen eingebaut. Beide Emporengeschosse tragen auf ihren Schwellen Inschriften mit kirchlichen Texten und die Benennung des damaligen Pfarrers Johannes Heidfeld. Dessen Epitaph aus dem Jahr 1644 befindet sich im heutigen Turmuntergeschoss.

Von der im Grundriss als regelmäßiges Achteck angelegten Form des Chores werden 5/8 errichtet; die anderen drei Seiten des Achtecks bilden die Öffnung in Richtung zum Chorraum und Kirchenschiff. Von einem großen Dorfbrand im Jahre 1769 blieb auch die Kirche nicht verschont. Auf dem starken Mauerwerk wurde nach dem Brand ein beschiefertes Turmdach errichtet.

Das heutige Turmdach stammt aus dem Jahr 1824. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1911) wurde die erste elektrische Beleuchtung installiert und in den 1950er Jahren erfolgte eine erste, grundlegende Renovierung des Kircheninnenraums. Beide seitliche Emporen im Chorraum wurden entfernt und die Sakristei unter die Empore vor der Orgel verlegt.

Anfang der 1960er Jahre wurde eine Heizungsanlage eingebaut, die den gusseisernen Koksofen ersetzte und die elektrische Anlage erneuert. Die letzte große Instandsetzung erfolgte in den Jahren 1967 bis 1970. Durch sie tritt die ursprüngliche räumliche Geschlossenheit des Bauwerkes wieder in Erscheinung. Die Wirkung des Chorraumes kommt durch die Umsetzung der Orgel und Entfernung der Orgelempore vollends zur Geltung.

In die Westwand wird ein neues Hauptportal gebrochen und der Mittelgang im Schiff entsteht. Die oberen Emporen wer-den bis auf die Schwelle abgebaut. Durch diese Maßnahmen wird der Raumeindruck der spätgotischen Hallenkirche hervorgehoben.

Die Glocken der Margarethenkirche

Auch die Glocken unserer Kirche haben eine wechselvolle Geschichte. Zwei Glocken sind nicht erhalten geblieben. Auf der alten, großen Glocke, die nach Angaben von Pfr. Nebe 1862 zersprungen war und dann eingeschmolzen wurde, war auf einer Seite Jesus mit dem Kreuz zu sehen, auf der anderen Seite trug sie die Umschrift: „Zu Ehren der heiligen Jungfrau Margarete und des heiligen Bischofs Martin. Lukas, Markus, Matthäus, Johannes. Im Jahre des Herrn 1521“.

Die zweite große Glocke wurde im 2. Weltkrieg zerstört. Am 07. April 1948 kehrten die zwei ältesten Glocken wieder in die Gemeinde zurück, nachdem Firma Rincker in Sinn sie mit neuen Klöppeln versehen und das Joch durch Eisenträger ersetzt hat. Das Aufhängen der Glocken übernahm die Neuhütte und eine Sammlung für eine dritte Glocke wurde eingeleitet.

Die neue, große Glocke wurde am 18. März 1954 eingebaut. Die drei Glocken klingen in den Tönen dis, fis und gis und haben folgende Inschriften: Die kleine Glocke (dis, aus dem Jahre 1442) Gegrüßet seist du, Maria, holdselige! Der Herr ist mit dir, du Gebenedeite unter den Weibern und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes. Jesus Christus. Amen. 1442, die mittlere Glocke (fis, aus dem Jahre 1512) O hei-lige Jungfrau Margaretha, zu allen Zeiten hochgelobt, flehe du für uns Christum an, da uns die Pest bedroht. Im Jahre des Herrn 1512 im Monat Oktober und die große Glocke (gis, aus dem Jahre 1954) Offenbarung des Johannes 22,20: Es spricht, der solches bezeugt: Ja ich komme bald. Amen. Ja komm, Herr Jesu!

Margarethenkirche und Johanneskapelle

Mit dem Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Berg- und Straßebersbach zu Ewersbach am 1. April 1937 besitzt der Dietzhölztaler Ortsteil zwei mittelalterliche Kirchen.

Auf dem "Berg" ragt weiterhin sichtbar die ursprüngliche dem heiligen Martin, zuletzt der heiligen Margaretha geweihte Pfarr- und Kirchspielskirche auf.

Im Tal, im Zentrum der den Namen Ebersbach tragenden mittelalterlichen Siedlung, steht die im spätromanischen Übergangsstil (1. Hälfte 13. Jh.) erreichtete und Johannes, dem Täufer, geweihte Kapelle. Sie bestand anfangs aus einem rechteckigen Kirchenraum mit - wie anzunehmen ist - einem einziehenden quadratischen Chor.

Ihren Charakter als Wehrkirche deuten ebenso die in der nördlichen Seitenwand erhaltenen Schießscharten an wie der Zugang durch das niedrige Eingangsportal in der Südwand - der, wie im Türgewände ausgesparte Auflager zeigen - von innen mit einem Balken gesichert wurde.

Johanneskapelle im Tal und die Margarethenkirche auf dem Berg

Die Baugeschichte der Johanneskapelle weist auffällige Parallelen mit derjenigen der Pfarrkirche auf, so dass man vermuten darf, dass die Umbauten im Spätmittelalter von denselben Handewerkern ausgeführt wurden, die auch an der Pfarrkirche tätig waren. Wohl in der zweiten Hälfte des 15. Jh. wurde fast in der Breite des Schiffes ein neuer Chor mit 5/8 Schluss, eingebauten Nischen und einem spätgotischen Kreuzgratgewölbe errichtet.

Auf der Südseite ist außen noch deutlich die entsprechende Baufuge zu erkennen. Der Fußboden des Chores besteht aus kleinen, hochkant gestellten Steinen in Fischgrätenmuster. Die Decke des Schiffes erhielt ein Kreuzrippengewölbe mit zwei Jochen, das wegen Einsturzgefahr 1827 abgebrochen werden musste. An seiner Stelle wurde eine flache Decke eingezogen. An den Seitenwänden - deren Fenster ebenfalls vergrößert wurden - haben sich noch die verzierten Konsolsteine des Gewölbes erhalten. Die Südwand weist außerdem noch eine alte Piscina (Taufbecken) mit Abfluss auf.

1827 wurde auch der 11 Meter hohe hölzerne Glockenturm niedergelegt und durch den heutigen Dachreiter ersetzt. Dieser trägt die 1512 gegossene Glocke. Aus demselben Jahr stammt auch eine der beiden mittelalterlichen Glocken der Pfarrkirche - mit einem lateinischen Inschriftschriftenband, Versen aus dem Evangelium des Johannes, Kap. 1, V. 6 und 7: "Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß Johannes. Der kam zum Zeugnis... Im Jahre des Herrn 1512".

Mit der Einführung der Reformation erlitt die Kapelle einen nachhaltigen Funktionsverlust. Die bis dahin regelmäßigen Messfeiern - auch für Verstorbene - und das Austeilen von Almosen an Bedürftige - beides vor allem ermöglicht durch zahlreiche fromme Stiftungen - wurden unterbunden und die Ausstattung wurde verkauft. Lediglich für ältere Gemeindeglieder fanden von Zeit zu Zeit noch Gottesdienste statt. 1826 konnte der wegen der erwähnten Bauschäden vorgesehene Abbruch der Kapelle der Gemeinde Straßebersbach gerade noch verhindert werden. Nach 1945 diente sie bis zur Weihe der neuen Kirche (30.08.1959) der katholischen Kirchengemeinde als Gotteshaus.

Seitdem wurde sie nicht mehr benutzt und deshalb seitens der evangelischen Kirchengemeinde schließlich 2001 der politischen Gemeinde überlassen. Die Aufnahme Ewersbach in das hessische Dorferneuerungsprogramm (2002) ermöglichte eine gründliche Renovierung des denkmalgeschützten Baues. Im Zuge der bis 2006 dauernden Arbeiten kamen frühneuzeitliche Wandmalereien (wieder überdeckt) zum Vorschein.

Zur besseren Raumwirkung wurden die Emporen des 17. Jh.`s angehoben. Außerdem wurde das teilweise noch alte Gestühl entfernt. Zusammen mit einem modernen Anbau, einem als Metall-Glas-Konstruktion ausgeführten Funktionstrakt - bietet die Kapelle jetzt vielfältige Möglichkeiten der Nutzung, z.B. als Standesamt oder für Konzerte, Vorträge und Lesungen.

 

Quelle: H.-J. Becker (nach Texten aus „Ewersbach –Rückblick in Wort und Bild“ und anderen Dokumenten)

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