Ev. Dekanat an der Dill

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Evangelische Gehörlosenseelsorge

» Kontakt:
Pfarrer
Burkhard Jacobs
Tel.: 01577 / 4442839
Fax: 06431 / 4791035
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Etwa sechstausend gehörlose Menschen gibt es in Hessen, schätzungsweise 80.000 in Deutschland. Viele von ihnen leben aufgrund ihrer Behinderung völlig isoliert. Die Zahl der Menschen, die Hörprobleme haben oder Implentate nutzen, steigt. Auch sie sind im Blick der Gehörlosenseelsorge.   

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bietet Gehörlosen ein Netzwerk von Gehörlosen-Seelsorgern an. Die Pfarrerinnen und Pfarrer sind besonders geschult und gestalten Gottesdienste in Gebärden-Sprache.

Gottesdienste in Gebärden-Sprache haben im Dekanat Herborn eine lange Tradition. „In Herborn wurden nachweislich um 1910 Gehörlosen-Gottesdienste gefeiert“, berichtet Detlef Schmidt aus Dillenburg.

Pfarrer Burkhard Jacobs ist als Nachfolger von Detlef Schmidt Gehörlosenseelsorger in der EKHN (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau). Für seine seelsorgerliche Arbeit hat er eigens die Gebärdensprache erlernen müssen. „Das Schwierige an der Gebärdensprache ist, dass sie die Lautsprache nicht Wort für Wort übersetzen kann. Es ist eher eine Bildsprache“, sagt er und fügt an, dass er manchmal die Gemeinde nach der richtigen Gebärde fragen muss.

Die Gesten haben den Vorteil, mit einer Gebärde gleich mehrere mögliche Informationen übertragen zu können. „Allerdings gibt es keine universelle Gebärdensprache. In nahezu jedem Land hat sich eine eigene Gebärdensprache in Anlehnung an die jeweils umgebende Kultur entwickelt“, sagt Jacobs.

Allein im deutschsprachigen Raum gibt es die Deutsche Gebärdensprache (DGS), die so genannte Lautsprachbegleitende Gebärde (LBG), die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) und auch die Deutschschweizer Gebärdensprache (DSGS). So kann es bei den Begegnungen Gehörloser manchmal auch zu Missverständnissen kommen. „Es hat lange gedauert, bis die Deutsche Gebärdensprache 2002 als Sprache anerkannt wurde, die in den Schulen unterrichtet werden darf“, kritisiert der Theologe. Aber: „Hessen war da einer der Vorreiter.“

Erste Gemeinde in Herborn um 1910

Gottesdienste in Gebärdensprache haben im Dekanat Herborn eine lange Tradition. „In Herborn wurden nachweislich um 1910 Gehörlosengottesdienste gefeiert“, berichtet er. Damals hielten die Pfarrer die Predigt in Lautsprache und zeigten simultan mit einem Zeigestock auf wichtige Sätze aus der Predigt, die sie zuvor auf einer Tafel angeschrieben hatten. So konnten gehörlose Menschen den Gemeinde-Gottesdienst mitverfolgen.

„Gehörlose wollen ihre Beziehung zu Gott und zu anderen Menschen leben“, sagt Pfarrer Schmidt, „als Seelsorger möchte ich die Menschen aus ihrer Isolation holen. Die Begegnung mit anderen Gehörlosen ist da der erste Schritt.“ Die Integration gehörloser Menschen in das Leben hörender Gemeinden ist schwierig.

Meist aus Unwissenheit kommt es zu einem falschen Umgang. So werden gehörlose Menschen fälschlicherweise als „taubstumm“ bezeichnet. „Das klingt diskriminierend, weil gehörlose Menschen nicht stumm und eigentlich sehr kommunikativ sind“, sagt Detlef Schmidt, „die Integration gehörloser Menschen ist im Alltag auch deshalb schwierig, weil die Behinderung äußerlich nicht auffällt. Hörende irritiert es manchmal, diese ungewöhnliche Stimme zu hören, wenn gehörlose Menschen sprechen oder plötzlich mit den Händen reden sehen.“

Oft werde auch in kirchlichen Kreisen erwartet, Gehörlose mögen sich bitte integrieren. „Doch wie soll das gehen, wenn Gehörlose etwa nur ein Drittel der Lautsprache vom Mund ablesen können? Der Rest muss erraten werden“, sagt Schmidt. Das führe im Alltag zu Problemen.

Der Gehörlosenseelsorger betreut etwa 200 Menschen in einem großflächigen Gebiet zwischen Marburg, Biedenkopf, Herborn, Gießen und dem Westerwald. „Ich stehe für Amtshandlungen wie Taufen, Trauung und Beerdigungen ebenso zur Verfügung wie für Seelsorge“, sagt Schmidt, der auch bei Amtsgängen Gehörlose begleitet und als Dolmetscher fungiert. Zweimal im Monat bietet Pfarrer Schmidt Gehörlosen-Gottesdienste in Biedenkopf-Wallau und Herborn an.

Der Seelsorger bemüht sich, auch junge Leute in seine Gottesdienste zu holen. Die gehörlosen jungen Eltern, die ihr Kind von Schmidt taufen lassen, gehen da mit gutem Beispiel voran. Er freut sich, wenn auch Hörende zu den familienfreundlichen Gottesdiensten kommen. 

Hier geht es deutlich anders zu, als im gewöhnlichen Sonntagmorgen-Gottesdienst: Um die Botschaft Christi zu verkünden, braucht es keine lauten Gesänge, sondern praktische Ideen.

Detlef Schmidt bedient sich nicht allein der Gebärdensprache, um den Gläubigen, die sich im Bürgerhaus versammelt haben, Gebet, Lesung, Predigt, Vater unser und die Fürbitten nahe zu bringen. Mit Bildern und Texten, die der Pfarrer zuvor zu einer Präsentation zusammengestellt hat, und nun während des Gottesdienstes auf die Wand projektiert, unterstreicht er die Gottesdienst-Liturgie.

Zur Predigt legt der Gehörlosenseelsorger seine Hände an die Ohren – klar, es geht um Ostern und die Osterbräuche. „Gehörlose sind ‚Augenmenschen’ - das Visuelle hat in der Welt der Gehörlosen eine große Bedeutung“, sagt Pfarrer Schmidt.

Ein Gottesdienst für die Augen bedeutet, alles mit Mimik, den Händen und dem ganzen Körper zu erzählen. Das berührt: Denn viele der Bilder und Gebärden überzeugen, weil sie – viel stärker als Worte – Empfindungen ausdrücken.

Ist vom Himmel die Rede, gehen Blick und Arme ehrfürchtig in die Höhe, ist Jesus Christus gemeint, wird auf die Wundmale in den Händen gedeutet: Gebärdensprache ist eine Schule des Sehens. „Manche abstrakten Begriffe sind Gehörlosen, die von Geburt an taub sind, kaum zu vermitteln", weiß der Pfarrer, „denn die Begriffswelt des Menschen baut sich über das Hören auf." In seinen Gottesdiensten benutzt er darum eine möglichst einfache und bildreiche Sprache.

In der EKHN ist die Gehörlosenseelsorge an das Zentrum Seelsorge und Beratung in Friedberg angegliedert.

Zentrum Seelsorge und Beratung
Fachbereich Behindertenseelsorge
Kaiserstraße 2
61169 Friedberg
Telefon 06031 / 16 29 50

 

Die Gehörlosenseelsorger in der EKHN:

» Herborn/Biedenkopf/Marburg
und
Limburg/Wiesbaden:
Burkhard Jacobs
Mobil/WhatsApp/Signal:
01577 / 444 28 39
Telefon / Festnetz:
06431 /  479-1035
Fax: 06431 / 479-1037


» Lauterbach:
Pfarrer Wolfgang Kratz
Telefon 06644 / 356
Fax 06408 / 504302


» Frankfurt und Offenbach sowie
Nauheim/Reinheim:
Ev. Gehörlosengemeinde
Pfarrer Gerhard Wegner
Telefon 069 / 45 9 237
Mobil: 0163 / 50 770 10
Fax 069 / 45 9 480


» Friedberg und Gießen:
Pfarrerin Julia Held
Mail: Julia.held@ekhn.de
Telefon 0641 / 98 450 634
Fax 0641 / 98 450 633


» Offenbach:
Pfarrerin Christiane Esser-Kapp
Telefon 069 / 98550696
Fax 069 / 854019


» Mainz/Worms:
Pfarrerin Birgit Gobat-Bernhard
Telefon 06136 / 95 42 204
Fax 06136 / 95 42 205
Mail: ghl-seelsorge-mz-wo@t-online.de


» Darmstadt/Reinheim:
Pfarrerin Brigitte Kapraun
Telefon 06151 / 425270
Fax 06151 / 425283
Mail: gehoerlosenseelsorge.darmstadt@ekhn.de



In der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck (EKKW) gibt es Ansprechpartner in Marburg, Kassel, Bad Hersfeld, Eschwege und Fulda.

» Kontakt:
Geschäftsstelle der Gehörlosenseelsorge in der EKKW
Lessingstraße 13
34119 Kassel
Telefon 0561 / 109 91 72
Fax 0561 / 109 91 68

 

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